Loslassen und verzichten

Überall liest man gerade vom Verzichten und Loslassen… Weniger Zeit im Social Life verbringen, nicht mehr immer dem neusten Make Up Trend hinterher laufen, einfach mal eine Woche „offline“ leben, so ganz ohne Smartphone, nur noch shoppen was man auch wirklich benötigt…
Die Zeitungen und Blogs sind gerade voll von Erfahrungsberichten und Inspirationen zu diesem Thema.
Und nun hat es mich auch erwischt!
Ungeplant, unbewusst und ungeheuer schmerzlich für mich!

Mein Auto hatte letzte Woche einen dringenden Termin beim TÜV und hat nur noch die AU bestanden.
Mein kleiner pistaziengrüner Flitzer scheint mit seinen nun 16 Jahren und fast 220.000 km endgültig ausgedieht zu haben.
Mein kleiner Froschi! Mein erstes richtig eigenes Auto!
Ich habe ihn selber finanziert, und wusste so während meiner Ausbildung immer wofür ich arbeitete…

Wir haben uns in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bremen kennengelernt und von dort aus die Freiheit und Unabhängigkeit genossen, die wir durch unsere Zusammenarbeit erreichten.
Wir fuhren zusammen zur Arbeit und erkundeten die „Großstadt“ Bremen. Wir fuhren gemeinsam über unsere erste und einzige rote Ampel und hatten danach so viel Angst, dass wir uns für eine Weile voneinander trennen müssten…
Wir hörten plötzlich dieses zischende Geräusch, als wir uns beim Einparken am Bordstein den Reifen kaputt fuhren.
Wir besuchten zusammen mit meinem Freund das Ruhrgebiet. -Erst zu dritt, und später dann sogar wir zwei alleine…

Auch hier in Spanien, wo wir gerade Urlaub machen, erinnert uns vieles an dich! Denn auch als ich nach Madrid umziehen wollte, kam eine Trennung für uns nicht in Frage! Und so luden wir nicht nur Möbel und Umzugskisten in den LKW, sondern fuhren dich gleich mit hinein!
Wir machten es dir so gemütlich wie möglich. In Spanien angekommen stellten wir dann aber fest, dass du noch deine Winterreifen anhattest. Das war vielleicht eine Überraschung!
Was sollten wir bei 40°C in Madrid mit Winterreifen? Du warst so glücklich, als wir dir dann deine Sommerreifen aus Deutschland nachschickten…
Und von da an leistetest du uns treuen Dienst während unserer drei Jahre in Madrid.
Du kanntest den Weg nach Getafe genau so gut wie den nach Santo Domingo.
Du hast uns auf so mancher Shoppingtour begleitet und sogar einen 42 Zoll großen Fernseher transportiert…
Und es dauerte auch gar nicht so lange, bis wir zwei uns alleine auf die bis zu achtspurige Stadtautobahn wagten. Irgendwann kannten wir dann die Spuren schon fast im Schlaf und hatten uns dem spanischen Fahrstil sehr gut angepasst!
An einer Mauer habe ich dann auch noch deine Stoßstange mit ein paar Kratzern ’spanisiert‘, aber auch das hast du mir zum Glück nicht übel genommen!
Du hast diese Zeit wirklich gut durchgehalten!
Aber ich glaube, insgeheim warst du froh als es endlich wieder zurück nach Deutschland ging…

Du freutest dich auf eine ausführliche Durchsicht, auf den TÜV… Und wir hatten dich so lieb, dass wir dir das komplette Verwöhnprogramm gönnten, und das gleich zweimal im selben Jahr.
Und weißt du noch, wie wir dann immer zwischen Hamburg und Bremen auf der Autobahn durch die Baustellen gekrochen sind?
Oder wie wir Anfang dieses Jahres einmal fast eingeschneit waren?

Wir haben in den letzten 12 Jahren so viel miteinander erlebt, aber jetzt rückt der Abschied immer näher.
Wenn es so weit kommen sollte werde ich dich erstmal nicht ersetzen. Aber ich hoffe, dass du irgendwann ein entferntes Geschwisterchen bekommen wirst, das ich mir leisten kann!

Aber du Froschi, wirst immer unvergessen bleiben!

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